Gerhard Rühm, geboren am 12. 2. 1930 in Wien. Nach dem Besuch des Realgymnasiums Studium an der Staatsakademie für Musik und darstellende Kunst in Wien (Klavier und Komposition), danach Privatunterricht bei dem Zwölftonkomponisten Josef Matthias Hauer. Beschäftigung mit orientalischer Musik während eines längeren Aufenthalts im Libanon. Seit 1954 freier Schriftsteller in Wien, 1964 bis 1977 in West-Berlin. Von Anfang an intermedial orientiert sowohl zur Bildenden Kunst (visuelle Poesie, gestische und konzeptionelle Zeichnung, Fotomontage, Buchobjekte) als auch zur Musik (auditive Poesie, Chansons, dokumentarische Melodramen, Vokalensembles, konzeptionelle Klavierstücke, Text-Ton-Transformationen). Entsprechend breiter Wirkungsbereich, neben literarischen Publikationen auch Ausstellungen, Vorträge, Konzerte, Theateraufführungen und Rundfunkproduktionen. Mitbegründer der „Wiener Gruppe“ und Herausgeber der gleichnamigen Anthologie. Von 1972–1995 Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Rühm lebt in Köln und Wien.
* 12. Februar 1930
von Becker, Melitta; Melzer, Gerhard
Essay
Gerhard Rühms Bild in der literarischen Öffentlichkeit zeigt alles andere als klare und deutliche Umrisse. Den einen gilt er als „einer der wichtigsten schöpfer konkreter dichtung“ (Gerald Bisinger), als deren „begabtester und einfallsreichster“ Protagonist (Marianne Kesting), andere bescheinigen ihm, vom Standpunkt des Jahrs 1973 aus, eine „heute schon antiquiert wirkende Sprachbesessenheit“ (Hans Christian Kosler), manche – wie etwa Richard Nimmerrichter (alias „Staberl“), ein Kolumnist der Wiener ...